22. Mai 2005
Im Hotel wurde bis
4:00 Uhr Fete gemacht (haben wir beim Frühstück gehört). Sowas kann uns
nicht stören. Wenn wir schlafen, dann schlafen wir, selbst wenn, wie in
der Nacht, unter unserem Fenster ein Musikkontest abgehalten wird. Das
Frühstück im Hotel war gut, es ist 8:00 Uhr und das Taxi steht bereit.
Nach meinen Auskünften bei der Airlines sollten wir für einen Flug nach
Russland zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein. Die Realität hat
gezeigt, daß 45 Minuten vor Abflug auch dicke gereicht hätten. Wie gut
(ganz schnell wegduck ;-) das meine andere Hälfte immer auf der Suche nach
ein paar Schuhen, einer Hose, Jacke, Handtasche oder überhaupt irgend
etwas ist.
Wir
sitzen im Flieger und warten darauf was da jetzt wohl kommen wird. Auf
Grund der Zeitverschiebung starten wir um 10:00 Uhr und landen um 15:00
Uhr in St. Petersburg bei ca. 2 1/2 Stunden Flugzeit. Auschecken,
Zollkontrolle und dann zu unserem bestellten Taxi das wir über das
Reisebüro gebucht haben. Es hört sich zwar im ersten Moment teuer
an (37 Euro für zwei Personen vom Flughafen zum Hotel in die Stadt),
aber Gespräche mit anderen Reisenden haben ergeben, das wir, ohne
langwierige Verhandlungen über den Fahrpreis, das günstigste Taxi
erwischt hatten.
Bei der
Fahrt in die Stadt erhalten wir einen ersten Eindruck davon was uns in
St. Petersburg erwarten wird. Es verspricht interessant, abenteuerlich
und auch ein wenig grauselig zu werden. Die Fahrt vom Flughafen zum
Hotel Ochtinskaja dauert ca. 45 Minuten und endet vor einem
würfelartigen Gebäude das innen
besser aussieht als es von aussen verspricht. An der Rezeption wird
sogar deutsch gesprochen und wir erhalten unser bestelltes Zimmer. Eine
Wechselstube war im Hotel vorhanden und stellte die günstigste
Möglichkeit dar um Euro in Rubel zu verwandeln. Es ist für die
Jahreszeit ungewöhnlich heiß in der Stadt (ca. 30°) wie die Dame an der
Rezeption erklärt nachdem sie unsere Pässe eingesammelt hat. Es sollte
sich drei Tage so halten um dann auf ca. 20° abzukühlen.
Im
Zimmer war kein Doppelbett, die Fenster lassen sich nicht öffen und die
Balkontür kann man nicht offen lassen, da der Balkon sich fast um das
ganze Haus als eine Einheit darstellt. Wer will, kann also auf dem
Balkon fast einmal das Haus umrunden. Dafür haben wir eine begehbare
Dusche. Hat auch was... wir beschließen erst einmal die Betten zusammen
zu schieben und hoffen das wir das jetzt nicht jeden Abend machen
müssen. ....mussten wir dann auch nicht. Koffer auspacken, Geld wechseln
und runter an die Promenade zur Neva um einen kleinen Spaziergang zu
machen.
Wir sind
von Bol' saja Ochta bis Litejnyj Most an der Neva lang zum Finnländischen
Bahnhof spaziert und haben dann neben schönen Gebäuden und einem
Abend der nicht dunkel werden wollte das andere St. Petersburg kennen
gelernt. Löcher in der Promenade in denen man Schreibtische hätte
versenken können und die von den Russen langsam mit leeren Dosen,
Flaschen und anderen leeren Gegenständen wieder aufgefüllt wurden. Ob
das System hat wissen wir nicht, denn man hat den Eindruck, der Russe
läßt alles da fallen, wo es leer wird. Wäre auf jeder Flasche/Dose ein
Cent Pfand, wir könnten innerhalb von zwei Tagen unseren Urlaub davon
finanzieren.
Gesehen haben wir an diesem Abend das Smolny
Kloster von aussen, das direkt auf der anderen Seite der Neva
gegenüber von unserem Hotel steht, einen Park in dem Lenin steht und der
uns noch häufiger über den Weg laufen sollte, eine Metro-Station mit der
wir noch nichts anzufangen wussten und viele Kirchen aus weiter Ferne.
Nach diesem doch recht langen Marsch waren die Füße müde und wir hatten
Durst. Wir versuchten an einem der vielen kleinen Kioske, die aus einem
gut gefüllten Kühlschrank und einer kleinen Luke zum Durchreichen von
Geld gegen Getränk in der Gegend stehen, etwas kühles, trinkbares zu
erwerben. Die Besitzerin wollte aber keine Getränke, die im Schnitt 25
Rubel kosten, gegen einen 500 Rubelschein herausgeben. Entweder war
Wechselgeld absolute Mangelware oder der Schein vielleicht sogar falsch?
Helga hatte zwar irgendwann einmal Russisch, aber das Lesen
funktionierte besser wie das Sprechen und Verstehen. Also haben wir die
Probe im Bahnhof gemacht, da ein Schein im Wert von ca. 14,50 Euro
doch eigentlich kein Problem darstellen sollte. War es dann im
Bahnhof auch nicht. Dafür hatten wir dann ein warmes und ein kaltes
Bier. Prost! Wir haben dem Herrn Lenin im Park dann unser Leid geklagt
und in einer gekonnten Mischung das Zeugs getrunken.
Irgendwann
drang
dann immer ein: "Lass uns mit dem Buss zurück fahren" an mein Ohr. Und
wer mich kennt, der weiss das ich auf dem Ohr taub bin. Ich trau ja noch
nicht mal den öffentlichen Verkehrsmitteln hier in unserem Land und dann
soll ich da Bus fahren? Schmerzende Füße, falsche Schuhe und absolute
Selbstüberschätzung wurden dann nach einer Umrüstung der Füße und einer
angemessenen Pause wieder in gehwillige Werkzeuge verwandelt. ....mit
dem Wissen des Folgetages wären wir Metro gefahren.
Nach
einem langen aber schönen Spaziergang waren wir dann wieder im Hotel und
haben das dortige Restaurant ausprobiert. Ausser uns gab es dort keine
Gäste und selbst für russische Verhältnisse hatten wir eine ungewöhnlich
lange Wartezeit bis das Essen kam. Es war lecker, aber leider auch schon
halb kalt. Wir haben danach immer in der Stadt unsere Mahlzeiten
eingenommen.
Die
helle Nacht nutzten wir, nach einem Schuhwechsel, dazu die Neva in die
andere Richtung zu erkunden. Auch hier das gleiche Bild. Gefunden haben
wir Läden die 24 Stunden durchgehend offen haben, Kaufhäuser die anhand
von Bildern versprachen das es hier die Dinge zu kaufen gibt die da
drauf sind und viele Menschen die sich den Fisch zum Bier/Wodka/Vermut
geangelt haben. Eine etwas andere Mentalität, aber nichts was einem
Angst machen sollte.
Mitternacht
ist
durch und es ist immer noch hell wie bei uns Nachmittags um 5:00 Uhr.
Neugierig auf eine interessante Stadt beschließen wir den Abend an der
Bar im Hotel mit ein paar Eimerchen Bier zu beenden. Es scheint das
Wetter um zu schlagen. Sogar die "Bordsteinschwalben" fliegen tief und
haben sich an der Bar versammelt. Aber ich bin ja sicher behütet und
irgandwann finden wir dann so gegen 1:30 Uhr zurück in unser Zimmer.
Lassen wir uns überraschen wie es morgen weiter geht....