Teil 6 - Der erste Regen

Am Morgen des folgenden Tages wachten unsere Helden nach einer regenreichen Nacht auf (vielleicht sollte der depperte Erzähler mal langsam erwähnen, daß die Expedition bis dahin bei strahlenden Sonnenschein erfolgte) und beschlossen, die Zelte in dem nassen Zustand nicht abzubauen, sondern den Tag in der Gegend zu verbringen. Nach einem Blick in seine glorreiche Karte hatte unser Fährtenleser Dirk auch schon einen Tagesplan ausgearbeitet und kontaktierte die beiden, grade mit dem Verzehr von Sausages und scrumbled eggs beschäftigten Antropologen, um ihre Zustimmung einzuholen. Nachdem diese erfolgte, traf man sich am Campingplatz und fuhr gen Pitlochry zur Besichtigung der ersten Destillerie der Expedition (es sollte nicht die letzte bleiben). In Pitlochry steuerten unsere sechs zielstrebig das Visitor Center der "Blair Athol Destillerie" an und schlossen sich einer Führung einer holländischen Besuchergruppe (die erstaunlicherweise hauptsächlich aus älteren Leuten bestand - und das bei einer so ungewissen Expedition) an. Wir erfuhren erstaunliche Dinge über die Whiskyherstellung. Zum Beispiel verlieren die Eichenfässer, in denen der Whisky zur Reifung lagert, pro Jahr ca 2% ihres Inhalts. Der entweicht nämlich durch das poröse Eichenholz und ist in der Gegend der Destillerie sehr gut zu riechen (man nennt die entweichenden 2% "angel share" - was sich der ehrenwerte, aber leicht alzheimersche Claus nie merken konnte. Er sagte immer "angel dust"). Dieses angel share zieht einen ganz bestimmten Pilz an, der Bäume und Gebäude schwarz einfärbt. Nach der Führung bekam ein jeder einen "whee drum" vom dort hergestellten Whisky. Er konnte leider nicht so sehr überzeugen, so daß unsere Helden trotz Nichtexport den doch recht teuren Whisky nicht kauften. Anschließend ging es weiter nach Aberfeldy (südwestlich von Pitlochry), wo man die Aberfeldy-Destillerie erkundeten. Unsere Sechs genossen eine wirklich nette Führung (der angel share roch schon sehr gut) und durften im Anschluß daran eine Kostprobe des Aberfeldy genießen. Diese gefiel unseren beiden besonders an der Verbreitung der Whiskykultur in Deutschland interessierten Missionaren Anno und Dirk so gut, daß sie jeweils eine Flasche des ebenfalls nicht exportierten Aberfeldy für 27 Pfund käuflich erworben. Als Abschluß der Tageserkundungen wurde Schottlands kleinste Distillerie "Edradour" bei Pitlochry besichtigt. Dort arbeiten nur drei Leute an der Produktion des Whiskys. Man nahm an der kostenlosen, aber dafür um so interessanteren Führung teil und bekam anschließend sogar noch einen Probierwhisky spendiert. Leider konnte dieser unsere Helden nicht davon überzeugen, eine Flasche des doch recht teuren Whiskys käuflich zu erwerben, obwohl er nicht allzu übel war. Wir waren uns einig, daß dies die landschaftlich am schönsten gelegene Destille war. Nach dieser dritten Destillerie begaben sie sich wieder zu ihrem Basislager, wo sie von ihrem Burgfräulein mit serbischem Reisfleisch verköstigt wurden. An diesem Abend funktionierte die Kommunikation zu der zweiten Hälfte schon besser, so daß man sich abends in einem örtlichen Pub traf (gerade vor der Tür des Pubs angekommen, klingelte das "mobile". Herbert und Jürgen fragten an, wann die vier Naturfreunde denn endlich kommen würden. Mit ihrer Antwort, daß sie schon vor der Tür stünden, waren sie dann auch zufrieden).
Hier noch ein grober Überlick wie das mit dem Whisky abläuft:
Für die Herstellung von schottischem Maltwhisky werden nur drei Zutaten verwendet: Gerste, reines weiches Wasser aus dem schottischen Hochland und Gerste. Die Geschmacks-/Farbunterschiede entstehen im großen und ganzen durch die unterschiedliche Lagerung, des verwendeten Torfes und der Fässer in denen manchmal vorher Cherry, Bourbon oder was anderes wie z. B. nichts gelagert wurde.
Das Malzen: Die Gerste wird in Wasser eingeweicht und ruht dann zum Keimen bis Wurzeln und grüne Triebe sprießen. Während der Keimung entstehen Enzyme, die die in den Gerstenkörnern enthaltene Stärke in gärungsbereiten Zucker umwandeln. Zu diesem Zeitpunkt wird die Keimung dadurch abgebrochen daß das sogenannte "grüne Malz" in der Darre  über einem Torffeuer getrocknet wird dessen Rauch dem Endprodukt einen typischen torfigen Geschmack verleiht.
Das Maischen: Das getrocknete Malz (was sehr lecker ist ;-) wird zu "grist" gemahlen und durch Vermischen mit heißem Wasser eingemaischt. Anschließend wird es in einen Maischbottich gefüllt. Auf diese Weise wird die lösliche Stärke in eine zuckerige Lösung umgewandelt, die "süße Würze", die man dann zur Gärung aus dem Maischbottich abfließen läßt. Der "grist" wird zur Verfütterung an die Tiere gegeben. Daher auch das grün der Wiesen und der glückliche Blick der Schafe, Galloways und anderer Tierarten. Nein, der "grist" enthält nun keinen Alkohol mehr. Behaupten zumindest die Schotten... ;-)
Die Gährung: Nach dem Abkühlen kommt die Würze mit Hefe versetzt in große Bottiche, die ca. 9800 Liter fassen und zu zwei Dritteln gefüllt werden. Bei den Bottichen handelt es sich wahlweise um Zink- bzw. Holzbottiche die alle oben einen Quirl haben, der die Schaumkrone (wie beim Bier ;-) durchpflügt und so verhindert das der Bottich über läuft. Die durch Hefe erzeugte Gärung erzeugt eine schwache alkoholische Flüssigkeit den "wash".
Die Destillation: Der "wash" wird in riesigen kupfernen Destillierkolben "pot stills" zweimal gebrannt. Die erste Destillation ergibt ergibt eine "low wines" genannte Flüssigkeit die dann im "low wines still" nochmals gebrannt wird um den "spirit" zu erhalten. Der mittlere daraus gewonnene Teil der zweiten Destillation wird zur Reifung und Erzeugung von Scotch Whisky verwandt. Das Gesetzt schreibt vor das solcher Whisky mindestens drei Jahre gelagert werden muß bevor man es Scotch Whisky nennen darf. Die meisten Destillen lassen Ihren Whisky zwischen 8 und 10 Jahren in den Fässern reifen bervor er in den Verkauf geht.
Die Fässer: Die für die Reifung des Spiritus verwendeten Fässer werden sorgfältig von erfahrenen Böttchern hergestellt bzw. repariert. Die alte Handwerkskunst dieser Böttcher ist ein wichtiger Bestandteil der schottischen Whiskytradition. Eichenholz ist als einzige Holzart für die Whiskyreifung geeignet, da das Eichenfaß dicht hält, gleichzeitig aber den Whisky atmen läßt und so den vollen Geschmack bewahrt. Die Fäßer werden je nach Destille sofort oder nach Verwendung für andere Getränke (Sherry, Bourbon oder ähnliches) zur Reifung des Whisky verwendet.

Herbert und Claus waren die ganze Zeit auf der Suche nach einer Heimanlage um zu Hause eine Destille aufzubauen. Leider vergebens.... Wird die Sonne für unsere wackeren Helden wieder scheinen? Werden sie noch viele Destillerien besichtigen und viele Whiskys mit nach Hause bringen? Was für interessante Orte werden sie noch besichtigen?


03.08.1998 Herbert Framke
17.04.2000 URL's aktualisiert HF
15.08.2023 HF
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