Teil 4 - Der erste Tag in Schottland

Schon um 8:00 Uhr wurden die Naturfreunde von der unbarmherzigen Barbara und ihrem Wecker aus den süßen Träumen gerissen. Noch voller Elan stehen sie bereitwillig auf und stapfen zwecks Morgentoilette gen Waschgelegenheit. Von den kleinen Ungeheuern war zu dieser Zeit noch nichts zu sehen. Dieses sollte sich aber schnell ändern, als es an den Zeltabbau ging. Scheinbar waren unsere Helden nicht leise genug, so daß die Midges aufwachten. Diese betrachteten unsere Helden anscheinend als geeignetes Frühstück, so daß sie auf das ihre vorerst verzichteten und schnellstmöglich die Zelte abbauten, die Ausrüstung in ihrer Kutsche verstauten und zu den bei den Eingeborenen übernachtenden flohen die am Vorabend noch mit Tee und einem netten Gespräch mit dem Hausherren den Abend gegen 23:00 Uhr abschlossen. Morgens gab es dann ein gutes englisches Frühstück und eine weitere Unterhaltung mit dem Hausherren in der sie dann erfuhren, daß er ca. 2100 Schafe zusammen mit einem Gehilfen bändigte und seine Frau die örtlichen Märkte auf denen antikes Zeugs angeboten wurde als willkommene Abwechslung im ländlichen Leben betrachte. Eine Adresse die man sich merken sollte und mit 15 Pfund pro Person, einem gutem Frühstück und Midges-freier Zone eine gute Wahl. Abfahrtsbereit haben sie dann auf die Wiedervereinigung der Truppe gewartet. Alsbald ging es dann über die schottische Grenze. Wie sich später herausstellte, hatten die beiden Antropologen (Volksforscher - also die beiden, die den Kontakt zu den Eingeborenen des nachts suchten) nur ganz kurz vor der Grenze übernachtet. Am nahegelegenen Hermitage Castle wurde das verpasste Frühstück dann nachgeholt. Dabei erwies sich die Heckablage des Megane als wunderbare Frühstücksanrichte. Der nicht unerhebliche Eintrittspreis hat uns dann davon abgehalten das Castle zu besichtigen. Dank ausreichend vorhandener Berge wurde dann aus angemessener Entfernung das Ausflugsziel per Fotoapparat besichtigt. Das Hermitage Castle war eine gewaltige, unheimliche Festung, die sich im Zentrum von vielen blutigen Ereignissen in der Geschichte der Borders befand. Maria Stuart, Köngin von Schottland, machte ihren berühmten Ritt hier her, um Ihren zukünftigen Ehemann, den Earl von Bothwell, zu besuchen. Leider ist das Castle heute (soweit es einsehbar war) nur noch eine Ruine. Frisch gestärkt ging es dann über kleine und kleinste Sträßchen zu den Grey Mare's Tail Waterfall (nordöstlich von Moffat), wo die gesamte Truppe sich erstmal einen kleinen Überblick über die Lokalitäten verschaffte. Gemeinsam wurde dann der für Fußkranke ausgewiesene Weg zum Wasserfall erklommen, den unsere Helden trotz der bestehen Höhenangst von Claus in ca. 10 Minuten schafften. Unbefriedigt vom Anblick erklommen anschließend die drei wackeren Anno, Herbert und Dirk die Hügel oberhalb des Wasserfalls, um von dort einen besseren Blick auf selbigen zu erhaschen. Ihre Mühen wurden auf's vollständigste mit einer wunderschönen Aussicht belohnt. Kein Weg den jemand nehmen sollte der beim Anblick in die Tiefe magisch von derselben angezogen wird. Wieder am Fuße der Fälle angekommen begab man sich wieder in die Kutschen, um sich auf die weitere Reise gen Edinburgh (Edinboro gesprochen) zu machen. Dort angekommen beschritten unsere sechs die "royal mile" in Richtung Castle, welches neben einem Eintrittspreis von 6 Pfund (18 DM) auch schon geschlossen hatte. Dieses berühmteste aller Schlösser dominiert die Hauptstadt von Schottland und bietet phantastische Ausblicke auf die Stadt und die Landschaft in der Umgebung von St. Magaret`s Chapel, die ungeheure 500 Jahre alte Belagerungskanone Mons Meg, die Great Hall (der große Saal), der königliche Palast und das Scotish National War Memorial (das schottische Kriegerdenkmal) und die besonders gepriesene "Honours of Kingdom" Ausstellung, in der die Geschichte der schottischen Kronjuwelen zurückverfolgt wird und in einem Besuch im "Crown Room" gipfelt, in dem die schottische "Regalia" (Insignien) und der "Stone of Destiny" zu besichtigen sind. Die "Vaults" sind die Kerker, in denen ausländische Kriegsgefangene eingesperrt wurden, insbesondere diejenigen, die in den Kriegen mit Frankreich im 18. und 19. Jahrhundert in Gefangenschaft gerieten. Man beschloß, sich im "Whisky Heritage Center" eine erste Einführung in die Geschichte und Herstellung des Whiskys angedeihen zu lassen. Der Besuch beginnt mit einem kurzen Film der einen Einblick in das Destilationsverfahren und die Herstellung von echtem Scotch Whisky mit seinen alt hergebrachten Traditionen vermittelt. Darauf folgt ein Vortrag an einer Modellbrennerei in der man neben der Funktion der einzelnen Gebäude auch die unterschiedlichen Stufen des Whisky zum schnuppern (manche haben auch mehr getan ;-) an die anwesenden Gäste verteilt. In einem weiteren Raum bekommt man dann in einer gelungenen Filmvorführung von dem Geist eines der hervorragendsten "Blender" (was man auch veredeln nennen kann 8-) die Kunst des mischens von Whisky erklärt. Danach besteigt man einen faßartigen Elektrokarren, der durch ein im Boden eingelassenes Leitsystem durch 300 Jahre Scotch Whisky Geschichte vorbei an Figuren, Geräuschen und Gerüchen fährt. Da man für die Führung auf Wunsch mit einem KopfhörerSystem ausgestattet wird die einem das ganze in deutscher Sprache näher bringt konnten so die vorhandenen Englischkenntnisse getestet werden und bringt so auch dem nicht des englischen Kundigen einen guten Einblick in die Tradition der Herstellung von Whisky. Als besonderes Highlight empfand man die im Anschluß versprochene Whiskyverköstigung, die sich dann aber leider nur als Ballantines- Verköstigung herausstellte. Nachdem man nun aufgeschlaut aus dem Haus heraustrat, beschloß man, an diesem Tag noch bis Stirling (das so gesprochen wird, wie es ein Deutscher aussprechen würde - also mit i und betontem r, nicht wie Stöaling) zu reisen. In Stirling angekommen wurde zuerst der Campingplatz gesucht. Dort angekommen, verabschiedeten sich unsere werten Antropologen zwecks Suche nach einer nächtlichen Unterkunft. Wie sich später herausstellte, fuhren sie genau in die falsche Richtung und kreisten (30 Meilen) ohne Karte rund um Stirling auf der Suche nach B&B und erreichten den neuen Teil von Stirling. Hierbei hat Herbert dann seine Vorliebe für die roundabouds und die englische Fahrweise entdeckt. Wären sie in entgegengesetzter Richtung gefahren, so hätten sie zig B&Bs gefunden. So aber fanden sie grade mal zwei Übernachtungsgelegenheiten (von denen sie eine zum Preis von 18 Pfund pro Person auswählten). Nachdem die Naturfraktion ihre Lager aufgeschlagen und sich mit dem Chilli des mitgereisten Burgfräuleins gestärkt hatten, traf man sich in einem kleinen Pub in Stirling. Dort saßen zwei oder drei Einheimische an der Theke und unsere beiden Volksforscher bereits an einem Tisch. Da wohl in den schottischen Pubs überwiegend Selbstbedienung üblich ist, sammelte Anno die Getränkewünsche und begab sich zur Bar. Damit sollte seine große Eroberung an diesem Abend seinen Lauf nehmen. Er bestellte also die Lager (zur Erinnerung: so heißt das Bier dort) der am Tisch gebliebenen und wollte sich selber mutig an die Erforschung der einheimischen Whiskys machen. Zu seinem (Un-?)Glück suchte er sich als erstes einen Whisky aus, den er völlig entgegen der schottischen Aussprache französisch aussprach. Er bestellte also einen "Lafroa" (Laphroaig). Dieses veranlasste die an der Bar sitzende Einheimische, ihn auf die korrekte Aussprache "Lafrroig" hinzuweisen und ihn desweiteren in ein im späteren Verlauf intimer werdendes Gespräch zu verwickeln. Sie fragte ihn, wo er denn herkomme. Als er mit "Germany" antwortete, konnte sie ihre Bewunderung für ihn nicht mehr zurückhalten und sagte "isch liebe Disch, mein Liebling". ... Dann fragte sie, was denn "Liebling" heißt und Anno vollends ratlos an der Bar erstarren ließ. Unter allgemeiner Belustigung dieser Situation wurde Anno dann errettet. Als unseres Heldens neue Eroberung später zu ihrem Taxi wankte (sie schien in dem Pub Stammgast zu sein), machten wir unsere "Last order" und begaben uns anschließend zu unseren Schlafplätzen. Wird Anno seine neue Eroberung wiedersehen? Wird Dirk seine ersehnte Heather finden? Wird unsere Expeditionstruppe sich endlich gemeinsam an die Erforschung des Aqua Vitae machen?



03.08.1998 Herbert Framke
17.04.2000 URL's überarbeitet HF
15.08.2023 HF
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