25. Mai 2005

Es ist mal wieder Frühstückszeit und beim Anblick des Raumes schwindet mein Hunger, aber mangels geeigneter Alternative drehe ich mir ein paar Toast, Kaffee und O-Saft rein. Allerdings gab es um 10:30 Uhr sowas wie ein Schlüsselerlebnis. Die Beobachtung der Mannschaft, wie sie abräumte, führte dazu, das meine andere Hälfte schlagartig keinen O-Saft mehr wollte und ich ausser Kaffee und Toast und nur wenn es sein musste hier ein Frühstück einnehmen wollte.

Geplant war heute ein etwas längerer Spaziergang am gegenüberliegenden Ufer der Neva mit diversen Zielen.

Über die Ochtinskij Most geht es vorbei am Smolny Institut und dem Smolny Kloster in Richtung Taurischen Garten. Das Smolny Institut geriet zum Zentrum der Oktoberrevolution 1917 als der Arbeiter und Soldatenrat in die Gebäude umsiedelte. Heute scheint, wenn man die Sicherheitsvorkehrungen sieht, dort eine Forschungseinrichtung zu sein. Das daran anschließende Kloster wurde zur Bank umfunktioniert (wann gehörte Geld und Beten [nicht] zusammen?). Es wird aber in Teilbereichen zur Zeit auch für die Öffentlichkeit zur Besichtigung umgebaut. Auf Grund der Türme ist es von vielen Orten in St. Petersburg zu sehen und bildet einen magischen Anziehungspunkt. Ein weiterer Anziehungspunkt war der Taurische Garten, da von dort jeden Tag kleine Ballons in Form von Zeppelinen zu sehen waren und wir wissen wollten was es damit auf sich hat. Der Garten entpuppte sich als schön gestalteter Freizeitpark in dem man seinen Gedanken nachhängen kann und die Russen Sport treiben.

Unser nächstes Ziel war das Arktis und Antarktis Museum. Wir haben von  Cernysevskaja nach  Pl.  Vosstanija die U-Bahn geentert. Herausgekommen sind wir vor einer schön anzusehenden Kathedrale um dann einen Fussmarsch in Richtung Museum zu unternehmen. Die Neugier hat meine andere Hälfte dann auf einen Markt getrieben der in einem Haus in einer grossen Halle untergebracht war. Das Angebot war riesig und entsprach dem was wir auch hier in einer Markthalle erwarten würden. Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir das Museum. Es ist in einer Kathedrale untergebracht und auf Grund einer Renovierung nur im Paterrebereich zu besichtigen wie uns ein eilends herbeigerufener und des englischen mächtigen Mitarbeiter berichtete. Wir haben uns von diesem Hindernis nicht abschrecken lassen. Eine Mitarbeiterin des Museeums hat uns dann noch eine Vorführung einer Station in der Antarktis eingeschaltet von der wir leider kein Wort verstanden haben, da sie in russisch gehalten wurde. Nett gemeint, aber wir haben das Ziel knapp verfehlt. Gesehen haben wir ansonsten viel, verstanden haben wir einiges, da einige Bilder/Ausstellungsstücke mit englischen Untertiteln versehen waren und einiges auf Grund der Darstellung auch ohne Sprachkenntnisse verständlich war. Wir fanden das Museum alles in allem sehr informativ und wir haben uns mit Begeisterung darin umgesehen. Es werden die Umwelt, die Arbeitsbedingungen, die technischen Möglichkeiten und die Tierwelt dem Besucher sehr gut vermittelt.

Nach so viel Information sind wir in ein Strassencafe und haben unseren Gedanken freien Lauf gelassen. Ein kleiner Spaziergang zu einer U-Bahn die uns dann in eine für uns falsche Richtung transportierte, hat uns die U-Bahn-Station Pl. Lenina gezeigt. Die Station ist wie ein kleines Museum aufgemacht und war recht beeindruckend. Da es noch früher Abend ist und die Rucksacktasche von meiner anderen Hälfte sich langsam in seine Bestandteile aufzulösen scheint beschließen wir den Tag mit einer Einkaufstour zu beenden.

Am Nevskij Prospekt verlassen wir die U-Bahn und gehen in das große Kaufhaus das in Wirklichkeit aus vielen kleinen Geschäften in Wohnzimmergröße besteht. Eine interessante Idee die uns sehr gut gefallen hat. Auf Grund der vielen kleinen Geschäfte wurde ein breites Sortiment an Waren angeboten. Natürlich bleiben wir gleich in einem Lederwarengeschäft hängen. Hier bekomme ich dann einen Eindruck wie viele Handtaschen in einen Kubikmeter passen. Nach einigem hin und her haben wir dann Ersatz für die Rucksacktasche gefunden und können uns den restlichen Geschäften im Kaufhaus widmen. Ich persönlich wäre ja länger in dem Dessousgeschäft geblieben, denn es ist schon interessant zu sehen was Frauen sich da in Sachen Dessous antun. Wieso denke ich jetzt, daß das Thema gut in einen Kinofilm passen würde in dem man einen Sack Taschentücher zum Trocknen der Tränen braucht? ...aber es gab ja noch Schuhe, weitere Textilien, Haushaltswaren, Getränke,...
Nach verlassen des Kaufhauses haben wir die Geschäfte rechts und links der Strasse besucht, aber nichts mehr gefunden was sich zu kaufen lohnt. Wir beschließen daher ein hübsches Strassenkaffee mit Korbsesseln und ausladenden Sonnenschirm aufzusuchen. Nett sieht es aus und liegt genau am Kopf einer Fußgängerzone. Wir wären gerne öfter dort hin gegangen, aber man verlor dabei einfach zu viel Urlaubszeit. Ich bin nur einmal bereit mehr als 30 Minuten auf eine Karte zu warten. Unsere Tischnachbarn haben uns damit vertröstet das sie schon über 45 Minuten warten. Bekommen haben beide Tische vermutlich nur deshalb etwas, weil der Klang unserer Stimmen die Bedienung am Eingang des Lokales veranlasste doch mal vorbei zu kommen. Man ist hat nicht jeden Tag in der richtigen Form um sich in Geduld zu üben.

Zum Abschluß des Tages ein wenig spazieren um die Nerven zu beruhigen, ein Abendessen,  ein gute nacht Bier an der Bar und ab in die Heia....



15.8.2005 Herbert Framke
URL's aktualisiert 17.08.2023 HF
Startseite               
Weiter......................